So kann es gehen: Eben noch bin ich ein optimistischer Couchsurfer, wenig später stehe ich am späten Abend in Haarlem mitten auf der Straße, ohne Dach über dem Kopf. Irgendwie hatte ich mir den Tag anders vorgestellt. Da wird Couchsurfing gefährlich, es sei denn, man steht darauf, unter der Brücke zu schlafen. Aber eines nach dem anderen.
Platzsparend muss es sein, platzsparend muss ALLES sein, wenn man auf Tour geht. Jede noch so kleine Gewichtsersparnis summiert sich letztlich zu einer beachtlichen Größe und einem ansehnlichen Gewicht, hat man nur genügend Ansatzpunkte gefunden. In dieses Potential reiht sich auch die Sonnencreme ein, die „ilrido to go“ Sonnen Gel Sticks lassen sich in der kleinsten Ecke des Rucksacks verstauen.
Ein ganzer Tag nur für mich alleine. Wunschvorstellung, und kaum realistisch. Die Arbeit nimmt mich zurzeit so ein, dass Abschalten kaum möglich ist. Einfach an den Strand fahren und die Sonne genießen wird nicht funktionieren, denn meine Gedanken kreisen dann die ganze Zeit darum, was ich eigentlich gerade tun müsste. Die Lösung ist Sport, das weiß ich schon lange. Heute wollte ich beides kombinieren und nahm daher den Timmendorfer Strand ins Visier als Ziel einer Fahrradtour von Hamburg aus.
Vernunft ist angesagt. Mein Knie hat den gestrigen Tag gut überstanden, nachdem die Fahrt vor zwei Tagen alles andere als witzig war. Und wieder fällt es mir mental schwer, den Zug zu besteigen, doch den Gewaltakt von Magdeburg bis nach Berlin mit rund 150 Kilometern möchte ich mir einfach nicht antun.
So fahre ich mit dem Zug bis nach Brandenburg an der Havel, das ist zwar nur noch laut Google-Maps 66 Kilometer vom Brandenburger Tor entfernt, aber erfahrungsgemäß wird die Tour immer ein wenig länger, heute sollte ich da recht behalten…
Der menschliche Körper überrascht immer wieder, beispielsweise durch seine Regenerationsfähigkeit. Mein Knie fühlte sich wieder vollkommen in Ordnung an, und ganz kurze Zeit musste ich wirklich überlegen, eventuell doch die volle Strecke von Hannover bis Magdeburg mit den Rad zurückzulegen. Die Vernunft siegte, ich nahm den Zug bis Braunschweig.
Den gestrigen Tag hatte ich größtenteils schon auf Bundesstraßen verbracht, und eigentlich hatte ich nicht mehr wirklich Lust, mir eine solche Betonwüste wieder anzutun. Das Wetter war gut bewölkt, immer knapp vor Regen, doch es blieb trocken. So setzte ich mich in Bewegung über die Bundesstraße B1, die mich direkt bis zu meinem Ziel, dem Brandenburger Tor bringen sollte.
Was ein Mist! Das Wetter war perfekt und wurde immer besser, die Strecke war gut fahrbar und auch recht schön, und was mache ich? Ich werkel mit einem schmerzenden Kniegelenk herum. Tja, so schnell kann es gehen, ich war fest davon überzeugt, dass die Tour hier ein jähes Ende finden sollte.
Aus Osnabrück heraus ging es über die Bundesstraße, einen großen Teil gab es ansehnliche Fahrradwege entlang der Bundesstraße, später musste ich mir mit den Autos eine Fahrbahnspur teilen. Ein Kompliment an die Niedersachsener, ich wurde kein einziges Mal von der Straße gehupt.
Bis Osnabrück sollte die heutige Tour gehen, nur 77 Kilometer von Hamm aus, laut Navigation. Geworden sind es letztlich 82, mit Hin- und Herfahren in der Innenstadt. Es war bitterkalt an diesem Tag, aber es hat nicht mehr geregnet.
Der Weg aus Hamm heraus führte zuerst einmal über Bundesstraßen, dann über kleine Nebenstraßen und teilweise asphaltierten Wirtschaftswege der Landwirtschaft, die zwischen Hamm und Osnabrück reichlich vertreten sind. Mit Konflikt in den Autoverkehr bin ich überhaupt nicht eingetreten. Die Berge kurz vor Osnabrück wurde ich wieder mitten durch den Wald geführt, nach langen Regenfällen ist das sicherlich eine ätzende Angelegenheit. So aber waren die Waldwege mit dem MTB durchaus befahrbar, mit einem Trekkingbike könnte es hier und da zum Schieben führen, mit zu wenig Muskelmasse an den Waden ebenso, denn die Anstiege waren durchaus steil. Der Gelegenheits-Sonntagsfahrer, den die ambitionierte Neugier auf eine längere Tagestour packt, wird sicherlich wenig begeistert sein. Ich fand es toll, wären nur meine Finger nicht so enorm kalt gewesen.
Fertig, so kann man meinen Zustand treffend beschreiben. Gegen 9 Uhr bin ich heute morgen in Köln losgefahren, gegen 17 Uhr dann in Hamm angekommen. Gute 120 Kilometer durch das Bergische Land wären auch nicht ganz so schlimm gewesen, wenn das Wetter etwas gnädiger gewesen wäre. So allerdings sind mir abwechselnd die Hände und die Füße abgefroren. Obwohl, es hätte schlimmer kommen können. Der Regen hielt sich in dankbaren Grenzen, die Regenfelder sind immer wieder schnell durchgezogen. Glück im Unglück, sozusagen, doch Glück kann einfach verdammt kalt sein.
Ich habe mich in der Auswahl meiner diesjährigen “großen” Radtour wirklich nicht leicht getan. Gewonnen allerdings hat nun Berlin. Vom 10. oder 11. April an geht es vom Rheinland nach Norden und dann Richtung Berlin, so dass ich pünktlich zur Geburtstagsfeier eine guten Freundin da bin. Die genaue Routenführung habe ich noch überhaupt nicht ermittelt, ebenso wenig wie Übernachtungsmöglichkeiten, die ich gerne diesmal über Couchsurfing machen würde. Mit anderen Worten: Es steht noch überhaupt nichts. Das einzige, was ab diesem Zeitpunkt vollkommen klar ist, ist meine Rückfahrt. Am Sonntag besteige ich mit meinem Fahrrad einen IC am Berliner Hauptbahnhof und fahre in guten fünf Stunden die Strecke zurück, die ich an fünf Tagen vorher erradelt habe. Die Fahrkarte ist bestellt und wartet bereits bezahlt auf Abholung am Automaten.
Immer wenn es wieder auf die Radsaison zugeht, bekomme ich Mails von ambitionierten Radfahrern, die meine Reiseberichte lesen und mich bitten, ihnen mitzuteilen, was ich auf Tour dabei habe. So etwas wie eine Packliste allerdings habe ich nie wirklich geführt. Das war häufiger schon ein Fehler, denn ich durfte dann wichtige Dinge zum Teil teuer nachkaufen. Daher habe ich mich entschieden, eine solche Liste aus der Erfahrung der letzten Jahre aufzustellen und hier zu veröffentlichen. Sicherlich verändert sich der Inhalt von Zeit zu Zeit und von Tour zu Tour. Entscheidend ist auch, ob man alleine fährt oder zu zweit und damit über deutlich mehr Stauraum verfügt, weil viele Dinge nur einfach mitgeführt werden müssen. Die folgende Liste geht allerdings davon aus, dass ich mit meinem 30-Liter Deuter-Rucksack alleine mehrere Tage unterwegs bin und im Hotel bzw. in einer Pension übernachte.