Mit strammen Tritten in die Pedale geht es Richtung Deich, keiner kann uns mehr aufhalten. So fühlt man sich, wenn man in Emden startet, um die letzten 40 bis 50 Kilometer Radweg Richtung Norddeich zu bezwingen. Mit jeder Kurbelumdrehung meint man, das Meer ein wenig besser riechen zu können. Die Blicke auf das Navigationsgerät werden häufiger, man wünscht sich, dass die Zahl für die restlichen Kilometer schneller schrumpft. Schmerzhaft – vor allem am Hinterteil – stellt man fest, dass die Tages-Tour eigentlich noch ganz schön lang ist und nur in Relation zu den letzten Tagen so harmlos anmutet. Was soll es, wir sind gleich da, irgendwann.
Der Radweg von Emden nach Norddeich verspricht endlich das, was wir uns schon die gesamte Tour gewünscht hätten. Er ist durchgängig befahrbar, einigermaßen vernünftig gebaut und führt fernab großer Verkehrsstraßen, zumindest meist. Die Ostfriesen haben ihre Hausaufgaben gemacht. Dementsprechend schnell preschen wir voran, fahren mit unseren MTBs und Rucksäcken auf den Rücken ein Durchschnittstempo jenseits der 25 Stundenkilometer und riskieren auf dem letzten Streckenabschnitt noch Krämpfe. Die Waden zucken bereits gefährlich.
Dann ist der Augenblick ganz nahe: Der Deich liegt unmittelbar vor uns. Die Straße führt unmittelbar auf ihn zu, wie eine Anfahrt-Rampe für Freestyler wirkt er fast.
Das Gefühl auf dem Deich ist unbeschreibbar, und ich werde es auch gar nicht erst versuchen. Jeder, der das Ziel einer langen Fahrradtour erreicht, dürfte ahnen, was ich meine.
Zum eigentlichen Zweck der Reise: Ich wollte mal wieder ein Krabbenbrötchen auf dem Deich essen und mich für einen Augenblick der Illusion hingeben, die Biester seien heute morgen erst hier gefangen und gepuhlt worden.
Die Rückfahrt ging erstaunlich gut, die 30 Kilometer bis Aurich haben wir sehr schnell runter gefahren, und dank der Tatsache, dass Europcar in Aurich uns einen Wagen reserviert hatte und nicht nur eine Fahrzeugklasse, mussten wir noch nicht einmal die Räder zerlegen.
Das Fazit dieser Tour: Die Strecke am Dortmund-Ems-Kanal ist extrem abwechslungsreich und auf gar keinen Fall langweilig. Allerdings ist sie an einigen Stellen schlicht nicht befahrbar oder nur für geübte Radfahrer geeignet. Die teilweise ausgesprochene Eignung für Rennräder kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, selbst Trekkingräder mit schmaler Straßenbereifung dürften hier und da Probleme bekommen.
Wer die Strecke möglichst schnell fahren will, sollte sich überlegen, Teile abseits der Route über Bundesstraßen mit Radwegen zu fahren, hier kann man richtig Tempo machen, zumal die Wege fast alle gut asphaltiert sind. Ein Navigationsgerät ist auf jeden Fall empfehlenswert, eine Detailkarte – digital oder gedruckt – geradezu wichtig, um die Baustellen und Sperrungen zügig zu umgehen. Die Routenbeschilderung ist zu schlecht, um sich immer daran zu halten, und wann man welche Seite des Kanals nehmen muss, weil einer der beiden Wege auf halber Strecke plötzlich endet, lässt sich auch meist nicht vorausahnen.
Wer Interesse hat, die Strecke nachzufahren, der kann sich gerne bei mir melden. Ich stelle Teile des Tracks, den wir gefahren sind, gerne zur Verfügung, allerdings lade ich den Kram nicht hier hoch. Eine grundsätzliche Empfehlung für die Strecke möchte ich nur an geübte Radler aussprechen, durch die teilweise doch sehr holprigen Wege sollten Rennradfahrer Abstand nehmen und diese Tour den Mountainbikern überlassen.
Hallo,
schön deine Erfahrungen zu lesen.
Ich möchte auch von Köln nach Cuxhaven fahren.
Haben Sie die Route über Google Maps erstellt?
Welche Strecken sollte ich meiden?
Wie würden Sie Heute Ihre Route Planen?
Mit besten Dank
Herbert Bernstädt