Das Thema Fahrradnavigation ist nach wie vor schwierig. Noch vor wenigen Jahren war eine Streckenführung mit Kartenmaterial undenkbar oder aber unbezahlbar. Noch 2007 sollte das Kartenmaterial für eine Fahrt von Köln nach Paris einen mittleren, dreistelligen Betrag kosten. Und heute? Dank openstreetmaps, google und einigen anderen, teilweise angedockten Diensten buhlen die Kartenhersteller mittlerweile um die Gunst der Kunden. Und auch die Routing-Services machen da keine Ausnahme. In diesen Kreis reiht sich nun Naviki ein. Ich habe den Dienst getestet, anhand einer konkreten Strecke.
Zuerst einmal zum Verständnis, weil immer wieder gerne verwechselt: Naviki bietet selbst keine eigenen Karten an. Der Dienst basiert in der Anzeige der Strecken primär auf den Google-Kartendiensten. Nutzt man Naviki nun, um von einem Punkt zum anderen zu kommen, so hat man zwei Möglichkeiten. Entweder nutzt man auf dem Smartphone die eigene Naviki-App, die für iPhone, iPad und Androide vorliegt. In diesem Falla erhält man eine vollständige Navigationlösung. Oder aber man lädt sich die Strecke in sein eigenes Outdoor-Navi. In diesem Fall allerdings erhält man nur den Track, der über das bereits im Navi installierte Kartenmaterial gelegt wird. Wer also erwartet, sein Garmin mit frischen Karten bespielen zu können, der wird enttäuscht werden.
Wer schon einmal eine Fahrradtour mithilfe eines Smartphones als Navigationsgerät bestritten hat, der weiß um die Schwierigkeiten, die das mit sich bringt. Von mangelnder Stoßfestigkeit des Telefons und der Halterungen abgesehen, lassen sich die Displays in voller Fahrt meist nicht ablesen, der Akku leert sich bei zwangsweise dauerhaft eingeschaltetem GPS rasant. Ich habe es aufgegeben, über eine solche Option ernsthaft nachzudenken und führe mein Telefon nur als Notfallgerät mit. Stattdessen vertraue ich auf mein Garmin eTrex Vista HCx, das ich mit der Topo 50 bespielt habe, im Ausland hingegen mit openmtbmaps-Karten.
Auf meiner Tagestour vom Hamburg zum Timmendorfer Strand nun befragte ich zum ersten Mal Naviki nach der besten Route. Die Bedienung auf der Webseite gestaltet sich sehr einfach. Außer der Angabe meines Startpunktes und des gewünschten Ziels kann ich nur wählen, ob ich die schnellste oder aber die fahrradfreundlichste Strecke wünsche. Bei kaum zehn Kilometern Unterschied wählte ich die freundlichere, mit 80 Kilometern versprach dies, eine nette Tagestour ohne großen Stress zu werden.
Die Übertragung in das Garmin gestaltete sich nicht so einfach. Das Problem ist nicht unbedingt Naviki anzulasten, Garmins eTrex kann pro Track nur 500 Wegpunkte verarbeiten. Das toppt eine hochaufgelöste Strecke schnell, so auch Naviki. Die Lösung führt daher entweder über die Mapsource-Software oder aber, inzwischen vom mir favorisiert, über einen kostenlosen gpsies.com-Account. Hier lässt sich die aus Naviki heruntergeladene Strecke ohne Probleme hochladen und bearbeiten, so auch glätten und damit in der Anzahl der Wegpunkte reduzieren. Schade, dass Naviki diese Funktion nicht selbst bietet. Es lohnt sich also immer, allerdings unabhängig vom Routenanbieter, die Strecke noch einmal im Navi zu überprüfen.
Nach erfolgter Übertragung ging es dann morgens los. Die Überlegung, nicht das Rennrad, sondern das Mountainbike zu nehmen, erwies sich schnell als richtig. Aus Hamburg erst einmal heraus, wurde die Strecke zwar immer idyllischer, aber auch hin und wieder schlecht befahrbar. Ein Trekkingbike hätte es auch getan, ein Fahrradanhänger allerdings wäre schwierig durch die Trampelpfade zu führen gewesen.
Bis auf zwei kleine Unstimmigkeiten in der Routenführung, die aber schnell korrigierbar waren (einmal musste ich über einen Spielplatz, einmal landete ich in einem privaten Hof), war die Strecke durchaus schön und solide geplant. Die Wege führten meist abseits großer Straßen auf Fahrradwegen, nur selten radelte ich über lange Betonwüsten.
Naviki ist auf einem guten Weg und bringt einen auf denselbigen. Allerdings muss sich die Plattform den Vorwurf gefallen lassen, noch zu wenig Optionen anzubieten. Die Auswahl des Rades, des gewünschten Wegbelags bzw. ein Ausschluss bestimmter Wege wäre extrem sinnvoll, fast Pflicht. Sonst schließt die Software bestimmte Rad-Reisegruppen direkt aus, man kann sich nicht darauf verlassen, mit seinem Gespann überall den gewählten Weg auch fahren zu können.
Ebenfalls schlecht: Am Morgen der Abfahrt wollte ich die Seite noch einmal besuchen und musste feststellen, dass sie nicht erreichbar war. Ein Typo3-Fehler des Redaktionssystems machte einen Besuch der Internetseite unmöglich, und das über mehrere Stunden. Das darf nicht passieren bei einem Portal, auf das man eventuell auf einer Reise angewiesen ist. Daher, liebes Naviki-Team: Ihr habt ein tolles Produkt, jetzt führt es auch in ein wirtschaftliches Umfeld, mit allen Pflichten, die dazugehören. Dann könnte ich bald zum treuen Gefolge gehören.
Tolle Rezension. Gibt es neben naviki eigentlich noch andere Anbieter dieser Art den man empfehlen kann? Ich hab naviki jetzt noch nicht ausprobiert, haben die an den damals von dir erwähnten Fehlern gearbeitet? Gab es noch weitere Ausfälle?